Early Access: Modell mit Zukunft?

Wenn man heute Steam  hochfährt und sich die aktuellen Topseller anschaut, sind unter den ersten vier Titeln drei Indie-Spiele. So gesehen ist das nichts schlechtes, es ist sogar gut wenn die großen Hersteller mal ein bisschen aufgemischt werden. Doch diese drei Titel (DayZ, Rust, Starbound) haben etwas gemeinsam, und das ist Early Access.

Early Access

Early Access, frei übersetzt „frühzeitiger Zugang“ ist der nächste Schritt des, sich vor einiger Zeit in aller Munde befindenden, Kickstarter. Zur Erinnerung, Kickstarter gab jedem die Möglichkeit, sein Projekt vorzustellen und dann Unterstützung von beliebigen Nutzern des Internet, die von der Idee und der Umsetzung überzeugt waren, zu erhalten. So konnte Ideen wie das Virtuelle Realitäts-Brille „Oculus Rift“ umgesetzt werden, die auch dieses Jahr auf der Gamescom große Wellen schlug.

Beim Modell Early Access wird dieses Idee nun auf Spiele angewandt und weiterentwickelt. Entwickler bieten ihre Spiele in einer unvollständigen, aber schon mehr oder weniger spielbaren Version, an und können so die weitere Entwicklung finanzieren oder die Spieler an der weiteren Gestaltung teilhaben lassen. Die Idee ist, das perfekt auf die Community abgestimmte Spiel zu schaffen.

Ein Beispiel, das meiner Meinung momentan diesen Weg richtig beschreitet, ist Starbound, ein Spiel von dem Chucklefish um Tiyuri, einen der ehemaligen Game-Artists des sehr erfolgreichen Terraria. Um genau zu sein, kombinierte Tiyuri die beiden Finanzierungswege sogar. Nachdem er sein Spiel schon im Frühjahr 2012 vorstellte, nahm er Spenden über seine Website an und hielt einen ständig am laufenden was Fortschritte oder geplante Implementierungen und deren Kosten angeht. Am 4. Dezember letzten Jahres wurde das Spiel dann im Early Access Modus auf Steam freigeschaltet, und seitdem aktiv weiter aktualisiert, oft sogar mit Ideen der Community.

Was an solchen „Crowdfunding“ Projekten schiefgehen kann, bewies uns die Konsole Ouya. Gamer und Entwickler auf der ganzen Welt erhofften sich die Revolution des Konsolenmarktes, Spiele sollten direkt an den Kunden gebracht werden, die „Geldgeilheit“ mancher Konzerne in sich zusammenstürzen. Inzwischen ist die Konsole in der Bedeutungslosigkeit versunken, vereinzelt hört man noch dass sie sich als Emulatorenmaschine eignet.

Im Games Bereich fällt dem geneigten Indie-Fan vor allem Cube World ein. Das Spiel des Entwicklerstudios Picroma (bestehend aus Wolfram „Wollay“ von Funck und seiner Frau Sarah „Pixxie“ von Funck), seit 2011 in Entwicklung, sorgte für großes Ausehen in der Szene, versprach es doch, Elemente aus Titeln wie Minecraft, The Legend of Zelda, Monster Hunter und World of Warcraft zu verbinden. Und tatsächlich, die im Juli 2013 veröffentlichte Alpha-Version schien all das, in Ansätzen, zu bieten. Hier und da einige Bugs und sich nicht „voll“ anfühlend war es, aber es war halt eine Alpha Version.

Ein paar Monate vorgespult, kaum neuer Inhalt wurde hinzugefügt und es war lange nichts von den Entwicklern zu hören. Auch wenn Wollay die Fans inzwischen beruhigen wollte, ich bei vielen doch die Skepsis geblieben.

Was also zieht man aus solchen Geschichten als Fazit? Meiner Meinung nach bietet Early Access gute Möglichkeiten, großartige Spiele hervorzubringen. DayZ könnte zu etwas werden, dass ein Online-Spielerlebnis bietet, das selbst den gefeierte Mod für Arma II alt aussehen lässt. Es könnte aber auch in die Gefilde der Enttäuschungen abrutschen, in denen sich Cube World momentan herumtreibt. Man muss also mit Vorsicht an die Sache herangehen. Steam selber beschreibt es auf seiner FAQ-Seite zum Thema ziemlich gut, man solle darauf achten, wie oft das Spiel aktualisiert wird, wie die Kommunikation der Entwickler mit der Community ist und wie sich das Spiel eigentlich zum Zeitpunkt des Kaufes spielt.

Nochmal zu sagen ist also, dass sich vorher informieren auf jeden Fall dazugehört. Außerdem hoffe ich, dass Early Access Spiele in Zukunft nicht von großen Entwicklern kommen werden, als Vorwand, Geld für ein nicht fertiges Produkt einzunehmen. Sollte man die Mittel haben, sind Vollversionen vorzuziehen oder, wie bei den aktuellen Beispielen Hearthstone oder dem Elder Scrolls-MMO, kostenlose Beta-Einladungen.

Was denkt ihr darüber? Ist es für Indie-Developer gerechtfertigt, ihre Spiele über Early Access oder Kickstarter zu finanzieren? Habt ihr vielleicht andere Ideen dazu?

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Max

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Kann eigentlich nur Videospiele. Und viel essen. Aber hauptsächlich Videospiele.

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