Pokémon: Meine Kindheit mit den kleinen Monstern

Pokémon mag für viele nur ein Begriff sein. Für mich war es aber immer mehr als ein Wort. Es war ein Teil meiner Kindheit, ein wunderschöner Teil.

Zu dritt sitzen wir in einem Zimmer und schauen auf die kleinen Geräte, welche in unseren Händen liegen. Gespannt verfolgt jeder die Spielfigur, welche dort vor ihm über den Bildschirm tänzelt und betrachtet verliebt die Architektur der rustikalen Städte und der herrlichen Landschaft, die sich dort vor einem offenbart.
„Typisch, diese Jugend! Nur Augen für diese Videospiele, aber die soziale Interaktion mit den Mitmenschen ist ihnen absolut egal!“, mag sich jetzt der ein oder andere Leser vielleicht denken, aber lassen Sie mich sagen, dass Ihre Intention auf dem Holzweg läuft.

Jene Jungs, die dort in einem Zimmer sitzen und Pokémon spielen, mögen zwar auf den ersten Blick wie Kinder wirken, denen die soziale Interaktion egal ist, aber genau genommen ist genau das Gegenteil der Fall. Sie lachen, reden, haben Spaß und was am wichtigsten ist: Sie haben eine tolle Zeit.

Als ich mir einen GameBoy Color kaufte, wusste mein 7-jähriges Ich nicht, dass es sich damit ein paar Jahre später in eine sehr schwierige Situation befördern würde.

Eigentlich kaufte ich mir den GameBoy damals nur aus Interesse. Ich hatte seit zwei Jahren meine PlayStation und war so fasziniert von dieser, dass ich mir beim besten Willen nicht vorstellen konnte, dass ich auch ein Spiel auf solch einem kleinen Display spielen konnte. Ebendeswegen steckte ich mein gesamtes Taschengeld in den gelben Kasten und hüpfte froh nach Hause.

Gleich am ersten Abend stellte sich heraus, dass dieses Gerät jede einzelne Mark (ja, ich bin alt) wert gewesen war.

Mein erstes Spiel war das grandiose Darkwing Duck, welches mich tagelang begeisterte und dafür sorgte, dass ich den Berufswunsch Superheld hegte. Danach kamen noch ein paar The Legend of Zelda Titel, Wario Land 3 und Donkey Kong Country.

Alles in allem waren meine ersten Stunden mit dem GameBoy mehr als nur angenehm. Ich wollte dieses kleine Gerät nicht mehr missen.

Apropos ‚missen‘, eines Tages vermisste ich nämlich ein neues Spiel. Ich beschwerte mich solange bei meiner Mutter, bis sie mit mir zu unserem örtlichen Videospiele-Händler fuhr und ich freudig in die große Vitrine mit den GameBoy Spielen schaute.

Ein Spielmodul zog dabei ganz besonders meine Aufmerksamkeit auf sich. Es war blau und auf der Vorderseite klebte ein monsterähnliches Geschöpfe. Ich deutete also auf das kleine Modul, kaufte es und verließ den Laden.

Zuhause steckte ich es sogleich in meinen GameBoy Color, Professor Eich begrüßte mich und gab den Startschuss für eine Liebe, die mich bis heute begleitet.

Die Blaue Edition war mein erster Kontakt mit der Welt von Pokémon aus dem Hause Game Freak und Nintendo und sollte auch nicht der letze bleiben.

Nachdem ich Stunden und Tage mit diesem Spiel verbracht hatte, konnte man mich nur schwer von meinem gelben Kasten trennen und ich erinnere mich noch genau, wie ich das erste Mal die Pokémon-Liga betrat und die Top Vier inklusive Champ schlug. Ich saß in unserem Wohnzimmer und sprang urplötzlich auf und begann zu jubeln. Mein Vater sah mich komisch an, sagte aber nichts und meine Mutter schüttelte nur lachend den Kopf.

Nachdem ich die Blaue Edition drei Mal durchgespielt hatte, leistet ich mir von meinem Taschengeld die Silberne Edition.

Als ich die ganzen Farben sah, musste ich mir erst einmal die Augen reiben, hatte ich davor doch nur triste einfarbige Umgebungen genießen dürfen. Streng genommen könnte ich die Aufzählung der unterschiedlichen Pokémon Titel und meine Reaktion auf diese noch endlos in die Länge ziehen, aber ich kürze das Ganze an dieser Stelle einmal ab.

Nach der Silbernen Edition kam die Rubin Edition (zusammen mit einem extra erworbenen GameBoy Advance SP) und ich musste abermals meine Kinnlade auf den Tisch knallen lassen. Anschließend folgten die Smaragd Edition, welche ich mit einem Kumpel gegen meine Rubin Edition getaucht hatte – wohlgemerkt mit der Anmerkung, dass wir sie wieder zurück tauschen wollten (David, falls du das hier lesen solltest: Du kannst dein Spiel jederzeit im Austausch für meine Edition abholen) – sowie die Perl Edition und Platin Edition.

Die beiden letzteren waren übrigens für die Geschichte am Anfang verantwortlich. Sie beschreibt, wie ich damals viele meiner Tage verbrachte. Ich hockte auf dem Teppichboden meines besten Freundes und spielte mit ihm und einem anderen Freund Pokémon. Welche Edition war dabei noch nicht einmal entscheidend. Viel wichtiger war, dass wir Spaß hatten.

Wir tauschten unsere kleinen Kreaturen miteinander, kämpften, verglichen Statistiken und lachten über die Witze des anderen.

Die Liebe zu diesem Spiel ging sogar soweit, dass ich und eben jener sehr guter Freund die Neuauflage des Klassikers aus Japan importierten. Und was soll ich sagen? Ich spielte die Heart Gold Edition komplett auf japanisch, verstand kein Wort, aber hatte trotzdem unglaublich viel Spaß, da ich meistens mit meinem Kumpel zusammen spielte.

Zwei Jahre später kam ich mit einer Weißen Edition nach Hause und bemerkte das, wovor ich jahrelang Angst hatte: Pokémon machte mir keinen Spaß mehr. Ich war den kleinen Kreaturen überdrüssig geworden. Traurig spielte ich das Spiel zwar durch, aber fasste es danach nie wieder an. Meinem Kumpel ging es ähnlich. Wir waren zu alt geworden.

Diese Erkenntnis ist auch der Grund, warum die zweite Edition von Schwarz und Weiß die einzigen Editionen sind, die ich nicht in meiner Pokémon-Sammlung habe.

Ich war traurig, das gebe ich offen zu. Ich war wirklich traurig. Die Pokémon hatten mich fast 8 Jahre meines Lebens begleitet, das ist eine verdammt lange Zeit. Eine Zeit in der ich mit ihnen unglaublich viel Spaß hatte – alleine und mit Freunden.

Als 2013 Pokémon X und Y angekündigt wurden, ließ es mich folglich auch relativ kalt. Ich wollte nicht schon wieder enttäuscht werden. Das Problem war nur, dass ich es eben doch noch einmal versuchen wollte, ich wollte abermals dieses tolle Gefühl haben.

Wie damals ging ich zu unserem örtlichen Videospiel-Händler und kaufte mir einen neuen Kasten – diesmal in Euro und mit Touchscreen sowie 3D-Funktion. Wie damals zeigte ich in der Vitrine auf ein Spiel, dessen Verpackung mich gleich ansprach. Wie damals ging ich nach Hause und packte das Modul in den dafür vorgesehen Schlitz. Und wie damals hatte ich auf einmal wieder verdammt viel Spaß.

Pokémon Y hat mir meine Liebe zu den kleinen Monstern zurückgebracht und mich sofort in meine Kindheit zurückkatapultiert. Ebendeswegen bestellte ich mir auch Omega Rubin und konnte meine liebste Generation der kleinen Monster in einem neuen Gewand erleben.

Hört sich also nach einem glücklichen Ende an, aber wo ist denn dann die schwierige Situation, die ich Anfangs erwähnt habe?

Das Problem ist, dass ich mir eigentlich vorgenommen hatte die Pokémon hinter mir zu lassen und meine Kindheit in schönen Erinnerungen im Gedächtnis zu behalten. Nur liebe ich es eben in meiner Kindheit. Ich kann gar nicht genug davon bekommen, wenn ich für ein paar Stunden eine Zeitreise unternehme.

Und um ehrlich zu sein: Wenn erwachsen werden bedeutet, dass ich von einem Spiel – welches meine Kindheit in einem noch größeren Maße geprägt hat, als ich es hier aufschreiben könnte – Abschied nehmen muss, dann möchte ich niemals erwachsen werden!

Denn eines Tages möchte ich wieder zu dritt in einem Zimmer sitzen und auf ein keines Gerät in meiner Hand schauen. Selbst wenn ich alt bin und mich alle komisch anschauen, aber dieses Spiel hat mir unzählige Momente beschert, die ich niemals vergessen werde.

Und nur so nebenbei: Ich habe bis heute nicht alle Pokémon gefangen.

Bilder: Game Freak, Nintendo (Alpha Sapphire Edition)

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Lukas

Lukas

Filme und Videospiele sind mein Kryptonit.

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